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Der Zeichner Tone Fink
(Chirurg mit spitzer Zeichenfeder)
(Gezeichnete Symptome des Heute)

Der Anteil, den die Zeichnung innerhalb der jungen österreichischen Kunst einnimmt, ist ein ebenso beträchtlicher wie wichtiger. Vom Materiellen nahezu unabhängig lässt es dieses Medium zu, spontan zu reagieren und das mit wenigen Strichen festzuhalten, was einem auf der Suche nach dem eigenen Ich wichtig und notwendig erscheint. Die künstliche Unmittelbarkeit der Skizze lässt Kaschieren von Fehlern kaum zu; die Authentizität eines beherrschten zeichnerischen Duktus verlangt denkbar große Konzentration, um den angestrebten Gleichklang von Idee und künstlerischer Umsetzung zu erreichen. Nicht ohne Polemik gegen Gigantonomie und falschen Aufwand wenden sich daher gerade heute viele junge Künstler in erhöhtem Maße der Zeichnung zu.
Einer von ihnen ist der Vorarlberger Tone Fink. Seine leidenschaftlich nervöse, kratzbürstige Art, Menschen und Umwelt zu sehen, sie zu interpretieren und mit den Denkmodellen der eigenen Person in Beziehung zu setzen, hat Fink in den letzten Jahren zu einem Zeichner gestempelt, der außerhalb jeder stilistischen Etikettierung den eigenen Weg geht. Er tut dies mit jener Sensibilität und Wachsamkeit, die seinem nervösen, kleinkalibrigen Rhythmus entspricht und diesen fortlaufend als angemessen bestätigt.
Fink ist kein Freund des Justamentstandpunktes. Das Anreißen interessiert daher auch mehr als jene scheinbar endgültige Lösung, die in der Überperfektion erstarrt und nichts mehr offen lässt.
Auffallend an den Blättern von Fink ist ihr Beziehungsreichtum, ihre improvisatorische Art, die Schnelligkeit der Reflexion. Im expressiven, flimmernden Strichgewirr erschließt sich über das thematisch Angedeutete hinaus mannigfach Assoziatives und viel Autobiographisches. Finks Realismus ist eine Spezies sui generis. Sein vibrierender, hart zupackender, dann aber wieder eher umschreibender und andeutender Strich schafft über das Graphisch-Formale hinaus Wechselwirkungen vom motivlich-thematischen Bereich zur Reflexionsfähigkeit des Betrachters. So wie die Handschrift dieses Künstlers ist auch das Fluidum, die atmosphärische Eigenart und Dichte seiner Blätter in besonderer Weise hervorhebenswert. Finks Sicht ist relativierend. Sie empfängt ihre Impulse aus einer seismographischen Bestandaufnahme des Heute, wobei der oder das Dargestellte nur als Anlass einer meist darüber hinausreichenden Aussage Verwendung findet.
Bei Tone Fink sind Mensch und Architektur in hohem Maße verletzlich und verletzt. Die Symptome der Krankheit bleiben nicht verborgen. Ernst und Ironie sind einander benachbart und gehören als Merkmale des Doppelbödigen unabdingbar zusammen. Fink lokalisiert Symptome und gibt nur dadurch Antworten, dass er Fragen aufwirft. Für ihn und den Betrachter wird Zeichnung somit zu einem fortlaufenden Prozess einer Erkenntnis, die über den ästhetischen Genuss eigenwilliger und qualitätsvoller Blätter hinaus der eigenen Standortfindung dient.

©Peter Baum in „Tone Fink“ – ein  Katalogtext aus den späten 70igern

 
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